Mittwoch, 18. Februar 2015

Aschermittwoch - Caritas in veritate und der Vollzug der Gerechtigkeit

Aschermittwoch ist vielfach der Tag von kabarettistisch anmutenden politischen Reden in diversen Polt(er)veranstaltungen.
Bei all dem Geschrei aus den Bierzelten möchten wir einen nachdenklichen Beitrag einfügen.


In Caritas in veritate lesen wir:
Die Gesamtheit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen bewirkt, daß die Gewerkschaftsorganisationen bei der Ausübung ihrer Aufgabe, die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten, auf größere Schwierigkeiten stoßen, auch weil die Regierungen aus Gründen des wirtschaftlichen Nutzens oft die gewerkschaftlichen Freiheiten oder die Verhandlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften selbst einschränken. So haben die traditionellen Netze der Solidarität wachsende Hindernisse zu überwinden. Der Vorschlag seitens der Soziallehre der Kirche – angefangen von der Enzyklika Rerum novarum –, Arbeitnehmervereinigungen zur Verteidigung der eigenen Rechte ins Leben zu rufen, sollte darum heute noch mehr nachgekommen werden als früher, indem man vor allem eine sofortige und weitblickende Antwort auf die Dringlichkeit gibt, neue Formen des Zusammenwirkens nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene einzuführen. (Caritas in veritate 25)
Dass Regierungen "oft die gewerkschaftlichen Freiheiten oder die Verhandlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften selbst einschränken" wollen wir nicht weiter vertiefen, das wird am Beispiel aktueller politischer Positionen bereits von der öffentlichen Kritik thematisiert.
Dass auch die katholische Kirche in Deutschland mit ihrem 3. Weg gewerkschaftliche Freiheiten und Verhandlungsmöglichkeiten einschränkt, wird in der Enzyklika nicht erwähnt.

Dass die Kirche vorbildhaft das verwirklichen sollte, was sie von der übrigen Welt fordert, liest man dagegen in einem älteren Text der Römischen Bischofssynode 1971 De justitia in mundo (Gerechtigkeit in der Welt) in Nr. 41
Weiß die Kirche sich verpflichtet, Zeugnis zu geben für die Gerechtigkeit, dann weiß sie auch und anerkennt, daß, wer immer sich anmaßt, den Menschen von Gerechtigkeit zu reden, an allererster Stelle selbst vor ihren Augen gerecht dastehen muß. Darum ist unser eigenes Verhalten, unser Besitz und unser Lebensstil einer genauen Prüfung zu unterziehen.
(Zit. nach Texte zur katholischen Soziallehre, 9te Auflage 2007, S. 507)


Anmerkung:
Der Text von "De Justitia in mundo" ist im Internet von der österreichischen Kommission "iustitia et pax" - einer Einrichtung der österreichischen Bischofskonferenz - veröffentlicht.
Die Kommission hat eine der umfangreichsten deutschsprachigen Sammlungen der Texte zur katholischen Soziallehre bereitgestellt.

1 Kommentar:

  1. Papst Franziskus twitterte am 17. Februar: "Suchen wir in der Fastenzeit nach konkreten Möglichkeiten, unsere Gleichgültigkeit zu überwinden."

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